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Was bedeutet MBSR eigentlich?
Die Übersetzung von MBSR / Mindfulness - Based Stress Reduction lautet "Stressreduktion auf der Basis von Achtsamkeit" oder auch "Stressbewältigung durch Achtsamkeit"
MBSR als Methode zur Stressbewältigung wurde von dem amerikanischen Molekularbiologen Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn 1979 entwickelt und wird seitdem weltweit in physiologischen und psychologischen Praxen, Krankenhäusern, sozialen Einrichtungen, Schulen und Universitäten zur Stressbewältigung und bei gesundheitlichen Problemen eingesetzt.
Die MBSR-Methode gehört inzwischen zu den am besten evaluierten und wissenschaftlich auf die Wirksamkeit hin überprüften Stressbewältigungsmethoden. Seit 2000 sind ca. 1400 wissenschaftliche Arbeiten erschienen, die sich mit dem Programm "Stressbewältigung durch Achtsamkeit" beschäftigen.(s. auch Gesundheit auf dieser website)
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Wichtige Aspekte von MBSR
• Die achtsame Wahrnehmung des Augenblicks / das Ankommen in dem Augenblick mit allen Sinnesempfindungen, Gefühlen und dem Bewusstsein. Sich nicht ständig von den Gedanken in die Vergangenheit oder Zukunft ziehen lassen, denn nur im JETZT findet das Leben statt! Und nur im JETZT können wir achtsam sein / STRESS achtsam wahrnehmen und unsere Ressourcen entfalten! Sind wir mit unserer Aufmerksamkeit nicht präsent / mit den Gedanken im Gestern oder Morgen, können wir den Stressoren möglicherweise nicht achtsam begegnen.
• Die achtsame, annehmende und möglichst wenig beurteilende innere Haltung allen inneren und äußeren Ereignissen gegenüber, unabhängig davon, ob sich diese angenehm, neutral oder unangenehm anfühlen oder so wahrgenommen werden, führt zu Erkenntnissen, Gelassenheit und sogar zu heilsamen Prozessen, denn Vorurteile und Vorverurteilungen verhindern die unmittelbare, unverfälschte Erfahrung äußerer und innerer Ereignisse! - Was aber nicht bedeutet sich nicht zur Wehr setzen zu dürfen, alles hinnehmen zu müssen, keinen Widerstand leisten zu dürfen, wenn uns Unrecht widerfahren ist! Der Unterschied ist, dass wir nun die Wahl der Mittel haben, aus unserer Mitte heraus handeln können und nicht aus einer bestimmten Konditionierung heraus / dem Autopiloten! -
• Es sind auch häufig nicht die Ereignisse selbst, die uns leiden lassen, sondern unsere vorbelastete Wahrnehmung der Ereignisse und Stressoren. Unser Geist kann oft mit einem gefüllten Gefäß verglichen werden. So wie das Gefäß, muss auch der Geist leer sein, damit wieder neue Flüssigkeit / neues Wissen hinein gegossen werden kann!
• Jahre lang antrainierte und konditionierte, uns oft schädigende Verhaltens,-Gefühls und -Denkmuster können durch Trainingsmethoden aufgrund der Neuroplastizität des Gehirns verändert werden / durch neue synaptische Verbindungen können neue Muster entstehen, die sich wiederum positiv / heilsam auf unser Denken, Fühlen und Handeln auswirken können!
• Das Stressbewältigungsprogramm MBSR bietet uns eine Möglichkeit selbstwirksamer tätig zu werden / durch praktische Übungen im Kontext mit theoretischen Hintergrundinformationen die Gehirnstruktur nachhaltig so zu verändern, dass es uns besser gelingen kann mit Alltagsproblemen, Stress, Kommunikationsproblemen, Krankheiten und Schmerzen heilsamer umzugehen, denn neurowissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass auch durch Achtsamkeitspraktiken wie Meditation, Yoga und Body-Scan neuroplastische Veränderungen des Gehirns nachgewiesen werden können und (s. auch Prof.Dr. T..Esch "Neurobiologie des Glücks" und Beiträge zu "Wissenschaft und Meditation " auf dieser website / Gesundheit)
- Zum Thema SCHMERZ schreibt Dr.W.Reuter: "Schmez ist ein Ruf nach Aufmerksamkeit, nach Bewusstheit und Mitgefühl...Indem du den Schmerz sein lässt und ihn mit deiner Aufmerksamkeit und deinem fürsorglichen Gewahrsein umhüllst, wird die Wahrnehmug des Schmerzes verfeinert. In dem Maße, in dem du dich mit immer feineren Antennen dem Schmerz näherst, wird der Körper in seiner Fähigkeit bestärkt, sich selbst auszubalancieren. Damit können sich Verspannungen lösen und Selbstheilungskräfte wirksam werden. Eine weitere wichtige Hilfestellung im Umgang mit Schmerzen ist die Achtsamkeit auf den Atem... Wenn du in der Meditation gelernt hast deine Achtsamkeit auf den Atem zu lenken und dein Geist bereits so gekräftigt ist, dass er auch beim Atem bleiben kann, wirst du erleben, dass sich der Atem allmählich beruhigt. Wenn sich der Atem beruhigt, entspannt sich der Körper... In einem entspannten Körper lässt der Schmerz nach. Ist der Körper hingegen verspannt, dann wird Druck erzeugt, der den Schmerz noch weiter anfacht." ( S. 150 / 151, "Der Tod ist ganz ungefährlich", Jhana Verlag, 2013)
Auch die unangenehmen Gefühle annehmen lernen?
Meist sind wir darauf fixiert möglichst viele angenehme Gefühle zu erleben und unangenehme zu vermeiden.. Doch was geschieht, wenn die angenehmen plötzlich vorbei sind oder in unangenehme umschlagen? Genau, wir beginnen zu leiden und begeben uns wieder auf die Suche nach angenehmen Erfahrungen, koste es, was es wolle! Viel Energie und Geld wird investiert, um wieder glücklich zu sein!
Wir wollen einfach nicht wahrhaben, dass alles vergeht / sich alles immer wieder verändert und wir uns von diesem scheinbaren "Naturgesetz" abhängig machen! Stattdessen klammern wir uns an angenehme Erfahrungen, wollen sie festhalten und verzweifeln, wenn uns das nicht gelingt.
Was wäre eigentlich so schlimm daran, auch die unangenehmen Erfahrungen ebenso anzunehmen wie die angenehmen? Der Vorteil wäre weniger Stress durch Enttäuschungen zu erfahren, wenn sich etwas Angenehmes in etwas Unangenehmes verwandelt. Allerdings gehört dazu eine relativ gelassene Haltung, die auf der Einsicht basiert, dass sich ohnehin alles ändert, auch das vermeintlich Negative.
"Es ist wichtig, nicht von diesen unbeswussten Mechanismen wie Anhaftung und Abwahr bestimmt zu werden und unsere Gefühlsmuster klar zu erkennen, insbesondere das Vermeidungsverhalten, das unmittelbar und automatisch auf eine unangenehme Reaktion folgt, kann uns Probleme machen und sogar Depressionen und Ängste oder andere psychische Störungen verursachen" (L. Lehrhaupt und P. Meibert, "Stress bewältigen mit Achtsamkeit")
Thema STRESS Zu den Stressauslösern (den sog. Stressoren gehören alle inneren (Gedanken, Gefühle, Ängste, Sorgen...) und äußeren Bedingungen (Mobbing, Zeitdruck, Einsamkeit, Krankheiten, Trennung...), die uns auf physischer, psychischer und sozialer Ebene belasten und sogar krank machen können, weil sie eine belastende Stressreaktion auslösen können. So reagiert unser Organismus mit einer erhöhten Ausschüttung von Stresshormonen (z.B Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol), die wiederum eine Kampf oder -Fluchtreaktion auslösen, was für unsere Steinzeitahnen eine sinnvolle Reaktion war, weil es um den Lebenserhalt ging. Heutzutage geht es nicht unbedingt um Leben und Tod, dennoch verhalten wir uns ähnlich wie unsere prähistorischen Vorfahren! Allerdings sind wir weniger in der Lage unseren Stress physisch auszuagieren, sondern verlagern ihn nach Innen: "Wird aber die Stressreaktion nach Innen verlagert, findet keine Freisetzung statt, keine physische Entlastung mit anschließender Entspannung und Erholung; stattdessen wird sie verschleppt. Die Stresshormone bleiben ungenutzt im Körper, wo sie zusammen mit den äußerst erregten Gedanken und Gefühlen großen Schaden anrichten können..." (J. K.-Zinn, "Gesund durch Medutation", S. 214)
"Stress schwächt die Abwehrkräfte des Körpers / das Immunsystem. Wir reagieren dann mit Symptomen wie z.B. Herz und -Kreislaufproblemen, Magenschmerzen oder Gelenkproblemen...Krankheiten, die wiederum psychische Probleme verursachen können..." (J. K.-Z, ebenda)
► Die positive Nachricht ist aber, dass Stressoren ansich neutral sind und dass die Gefährlichkeit der Stressoren auf die Gesundheit von der Interpretation des Einzelnen abhängt. Denn es sind nicht nur die Ereignisse selbst, die Stress verursachen, sondern die Bewertung der Ereignisse in unserem Bewusstsein.
Man kann lernen mit den Stressoren umzugehen. Stressfaktoren sind kontrollierbare Erfahrungen. Wir haben es in der Hand, ob wir durch größere Belastungen krank werden oder nicht! Wir verfügen über innere Ressourcen! Wir müssen sie nur aktivieren! Zu den inneren Ressourcen zählen u.a. Gelassenheit angesichts kleinerer und größerer Umwälzungen, Selbstvertrauen, die persönliche Ethik, Weltoffenheit, Vertrauen, Liebe und allgemein eine positive Einstellung dem Leben gegenüber.
Alle diese inneren Potentiale können durch die Übung der Achtsamkeit gestärkt werden. Wir müssen lernen achtsam zu sein und unsere automatischen Reaktionen zu erkennen und zu überwinden. Die Kraft der Achtsamkeit liegt darin, dass sie unseren Geist und unser Leben vollständig transformiert.
"Wie wir schon bald sehen werden, ist die Übung der Achtsamkeit ein geeignetes Mittel, um sich von den unerwünschten Folgen der Stressreaktion zu befreien und zwar schon im Augenblick des ersten Impulses, d.h. wenn man sich bedroht fühlt, davon laufen möchte oder gereizt ist wie ein Löwe im Käfig." (J.Kabat-Zinn, ebenda)
Text zu lang? Kurzinformationen unter:
www.mbsr-berlin-raidel.de
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